Lager 21 mit splittersicherem Beobachtungsturm

Wir haben im ehemaligen Lager 21 etwas entdeckt, was anfangs wie ein Bunker schien. Bei genauem Augenschein aber Zweifel ließ. Zu viele Backsteinmauern und auch sonst bunkeruntypische Ungereimtheiten. Im Buch von Gudrun Pischke haben wir schließlich die Erklärung gefunden. (s. Zeichnung)

Es handelt sich um Reste eines splittersicheren Beobachtungsturms, in diesem Falle vom Erdgeschoss. Der vermeintliche Bunker Eingang ist der damals ebenerdige verschüttete Eingang in eben diesen Turm. Auf einem Bild lassen sich sogar die in die Wand eingelassenen U Eisen, die als Leiter nach oben dienten, erkennen.

Also eine echte Rarität als Überbleibsel einer schrecklichen Zeit.

Der verschüttete, früher ebenerdige Eingang ins Erdgeschoss
Der verschüttete, früher ebenerdige Eingang ins Erdgeschoss
Blick von innen Richtung Eingang
Blick von innen Richtung Eingang
Die eingelassenen U-Eisen als Stufen nach oben
Die eingelassenen U-Eisen als Stufen nach oben

Sonstige Erinnerungen aus der Zeit im Lager 21:

Splitterschutzzelle/Einmannbunker im Eingangsbereich
Splitterschutzzelle/Einmannbunker im Eingangsbereich

Das Arbeitserziehungslager Hallendorf in Salzgitter, auch Lager 21 oder Sonderlager 21, Arbeitserziehungslager Watenstedt-Hallendorfgenannt, wurde von den Reichswerken „Hermann Göring“ im März 1940 als Straflager für ausländische Zwangsarbeiter[1] und zur Abschreckung und Disziplinierung der deutschen Bevölkerung in der Nähe des heutigen Stadtteils Hallendorf der Stadt Salzgitter errichtet und der Gestapo-Leitstelle Braunschweig kostenlos zur Verfügung gestellt.

Bereits im Frühjahr 1940 stellten die Reichswerke der Gestapo Braunschweig das Lager 21 zunächst kostenlos zur Verfügung und drohten arbeitsunwilligen Polen in ihrer Lagerzeitung mit einer verschärften Strafbehandlung.[2] Diese Maßnahmen und Strafen kündigten die Reichswerke in der Lagerzeitung vom April 1940 auf der Titelseite unter der Überschrift „Brief an einen Bummelanten“ mit der Anrede „Teurer Bummelant“ an. Mit einem Erlass vom 25. Juni 1940 erlaubte das Reichssicherheitshauptamt die Errichtung von Strafgefangenenlagern auf dem Gebiet der Reichswerke unter der Leitung der Staatspolizeistelle Braunschweig. Zunächst stellten die Reichswerke der Gestapo das Lager ohne vertragliche Regelung zur Verfügung; erst im Herbst 1940 schlossen der braunschweigische Staatspolizeileiter, Horst Freytag, das Vorstandsmitglied der Reichswerke Wilhelm Meinberg und Georg Strickrodt von der Reichswerke-Rechtsabteilung einen rückwirkenden Mietvertrag, in dem die Gestapo das Arbeitslager als „Sonderlager Watenstedt“ für „polizeiliche Zwecke“ bezeichnete.[2]Die Bewachung der Häftlinge erfolgte unter dem Kommando der Gestapo aus Braunschweig und die Reichswerke stellten hierfür einen Teil der Wachmannschaften kostenlos ab. Im Frühjahr 1942 erweiterte die Gestapo Braunschweig das Arbeitserziehungslager um ein Straflager für Frauen. Das Arbeitserziehungslager wurde durch den Erlass des Reichssicherheitshauptamtes vom 1. Mai 1942 in Lager A für Männer und Lager B für Frauenumbenannt.

In das Arbeitserziehungslager Hallendorf, das ursprünglich der Disziplinierung polnischer Zwangsarbeiter diente, konnten auch andere ausländische und deutsche Personen eingeliefert werden. Ab 1942 konnten Männer und Frauen auch ohne Gerichtsverfahren in dieses Lager eingewiesen werden. Die Haftgründe waren: unentschuldigtes Fehlen bei der Arbeit (Fehlen eines ärztlichen Attests), Verweigerung des „Deutschen Grußes“, Arbeitsbummelei (Zuspätkommen), Hören feindlicher RundfunksenderWitze über den NS-Staat oder Kontaktaufnahme mit Ausländern.[3] Zahlreiche politische Gegner der Nationalsozialisten wie Kommunisten, Sozialdemokraten oder Juden waren in diesem Arbeitserziehungslager, die teilweise in das KZ SachsenhausenKZ BuchenwaldKZ Ravensbrückund KZ Bergen-Belsen eingewiesen wurden. In der von Nationalsozialisten sogenannten Aktion Gitterwurden im Freistaat Braunschweig 60 Funktionäre der SPD und des Reichsbanner Schwarz-Rot-Goldverhaftet und in das Lager Hallendorf eingeliefert, darunter Martha FuchsHeinrich JasperWilly NeddermeyerHeinrich SiemsRudolf LöhrArthur GräfOtto BosseAlbert Rohloff u. a. Von den 60 verhafteten Personen kehrten lediglich 17 zurück.[2]

Nicht nur als Arbeitserziehungslager nutzte die Gestapo das Lager 21, sondern auch als Folter- und Hinrichtungsstätte und als Sammellager für Transporte ins KZ

Quelle Wikipedia