V3 Versuchsgelände, Mistroy

Entwicklungs- und Testgelände der Wehrmacht für die Weiterentwicklung der Vergeltungswaffe V3. Testschüsse brachten die Geschosse mit über 1000m/s 165 Kilometer weit. Nach der Erprobung sollte die Anlage bei Frankreich aufgebaut werden, um so dass 145km entfernte London zu beschiessen. Das Ende des Krieges kam diesem Plan dazwischen, so dass er nie realisiert wurde. 

In Misdroy erfolgen Abschuss und Erprobung über eine 100m lange 45 Grad steile Rampe.

Ein weiterer Ort für Tests war Hillersleben bei Magdeburg, wo allerdings nur auf geradem Gelände getestet wurde.

Am Fuße der Rampe befindet sich in einem alten Bunker ein kleines, sehenswertes privates Museum, mit unzähligen Relikten aus dieser Zeit und zahlreichen Erklärungen in Bild und Ton über diese Anlage.

Danach kann man sich an den Aufstieg machen, den steilen Berg hinauf, zu den Resten der Rampe. Dieser Aufstieg ist sehr beschwerlich.

Die später zur Wunderwaffe hochstilisierte HDP (Hochdruckpumpe) bestand aus dem mehrteiligen Geschützrohr und mehreren an den Geschützrohrelementen angeflanschten Pulverkammern. Deren Zündöffnungen wurden nacheinander durch die Bewegung des Geschosses nach vorn freigegeben, sodass die Hitze der Hauptladung die seitlichen Pulverladungen zünden konnte. Dadurch wurde das Geschoss zusätzlich beschleunigt. Die Kanone hatte ein glattwandiges Rohr Kaliber 15 cm. Berechnungen ergaben, dass eine Mündungsgeschwindigkeit von 1500 m/s nötig sein würde, um Geschosse von etwa 140 kg über eine Distanz von 160 km verschießen zu können. Unter diesen Voraussetzungen wäre es möglich gewesen, von der französischen Kanalküste aus London zu beschießen.

Erste Schießversuche wurden im Januar 1944 mit einer horizontal angeordneten verkürzten Version mit sechs Segmenten in der Heeresversuchsanstalt Hillersleben durchgeführt. Als Verschluss der Kanone kam ein modifiziertes Bodenstück der 15-cm-sFH 18mit Schubkurbelverschluss zum Einsatz. Die Seitenkammern waren rechtwinklig angesetzt und hatten geschraubte Kolbenverschlüsse. Es wurden drei Meter lange Röchling Pfeilgranaten Kal. 15 cm mit 25 kg TNT Sprengladung der Röchling-Buderus AG verschossen. Diese Geschosse hatten einen Treibspiegel sowie vier eingerollte Stabilisierungsflügel aus Federstahl, welche sich nach Verlassen der Kanone entfalteten.

Die Weiterentwicklung der HDP erhielt unter 45° schräg angeordnete Seitenkammern, welche die Effizienz des Geschützes steigerten. Die Versuche in Hillersleben waren im Herbst 1943 im Wesentlichen abgeschlossen, nun erfolgte die Verlagerung auf das sich im Bau befindliche Testgelände bei Misdroy. Gefertigt wurden die Kanonenelemente bei Röchling-Buderus in Wetzlar und Völklingen. In Peenemündewurden die Geschosse weiterentwickelt. Es entstand das Peenemünder Pfeilgeschoss PPG, das anstelle der Wickellamellen am Geschossende starre Flügel hatte. Quelle Wikipedia 

Für die Serientests suchte man ein Gelände, welches einerseits die nötige Neigung zur Einrichtung des 130 m langen Kanonenrohrs unter bis zu 50° aufwies und andererseits eine Schussbahn frei von bewohnten Gebieten bot. Man wollte sicherstellen, dass bei frühzeitigen Abstürzen von Geschossen niemand zu Schaden kam und durch das Auffinden solcher Geschosse Zivilpersonen nicht Rückschlüsse auf die Art der Waffe ziehen könnten.

Ein passendes Gelände fand man auf Wollin bei Misdroy, am Höhenzug südlich der Laatziger Ablage (polnisch Zalesie). Von dort aus war es möglich, in nordöstlicher Richtung über etwa 50 km kaum bewohntes Gebiet in die Ostsee zu schießen. Die Erprobungsstelle für Mehrkammerkanonen zum Verschuss von Pfeilgranaten erhielt den Tarnnamen „Pumpwerk Misdroy“, da zu diesem Zeitpunkt das Geschütz zur Tarnung noch die Bezeichnung „Hochdruckpumpe“ trug. Mit dem Bau der Anlage wurde Mitte 1943 begonnen.

Mitte Januar 1944 fanden die ersten Versuche mit Röchling-Speeren (offizielle Bezeichnung 15-cm-Sprenggranate 4481) statt. Die Geschosse erreichten jedoch nur 1100 m/s anstatt der geforderten 1500 m/s. Bei höheren Mündungsgeschwindigkeiten verloren die Geschosse an Stabilität, und es kam auch zu Rohrbrüchen (wie auf dem ersten Bild rechts oben zu erkennen). Da bereits 20.000 Röchling-Geschosse gefertigt waren, konnte man jedoch keine tiefgreifenden Änderungen mehr vornehmen. Es blieb nur das Herabsetzen des Geschossgewichts und die Reduktion der Treibladungen. Um die Lärmentwicklung bei den Schießversuchen zu übertönen, wurde in der Nähe dieser Versuchsanordnung eine 8,8-cm-Flak postiert.

Noch nach der Landung der Alliierten am 6. Juni 1944 in der Normandie wurden die Tests weitergeführt: bei Misdroy speziell die Qualität der Schleuderstahlgussrohre betreffend, in Hillersleben wurde weiterhin nach Verbesserungen an den Geschossen geforscht. Erstaunlich war und bleibt, dass – im Gegensatz zu Mimoyecques und auch Peenemünde – die Anlage bei Misdroy weder von den Alliierten aufgeklärt noch von den sowjetischen Truppen bei ihrem Vormarsch nach Westen zur Kenntnis genommen wurde.

Teile der drei nachgewiesenen Abschusssysteme befinden sich – heute noch gut sichtbar – zwischen den Orten Zalesie und Wicko (deutsch Vietzig), ungefähr drei Kilometer südlich von Misdroy. Vermutet wird zwischen der Stellung 1 und dem Munitionsbunker, in dem sich heute ein kleines Militaria-Museum befindet, eine weitere Stellung für eine verkürzte Version. Quelle Wikipedia.